The Rendering Eye





Entdeckungsreisen in die 3D-Welten von Apple Maps

Als Apple im September 2012 einen eigenen Kartendienst lancierte, erntete das Unternehmen Hohn und Spott wegen der Fehlerhaftigkeit des Programms. Ich fand gerade die "Fehler" faszinierend. Apple Maps liefert post-apokalyptisch wirkende Ansichten von Städten - mit Plätzen ohne Menschen und Strassen ohne Verkehr. Autos und Schiffe sind ephemere Schatten, Bäume verpuppen sich zu Skulpturen, Container schmelzen, Maschinen verformen und Straßen verwerfen sich. In dieser geisterhaften Welt regieren erstaunlich mimetische, sich den Konturen der Welt anschmiegende, trotzdem aber von der „Wirklichkeit“ heillos überforderte Algorithmen. Sie generieren Bilder, die an Blade Runner und an das expressionistische Häusermeer im Cabinet des Dr. Caligari, an die futuristischen Bauten von SimCity und an Camille Pissarros lichtdurchtränkte Boulevards erinnern. Oft wirken die Stadtansichten wie von Menschenhand gemalt, obwohl sie von einem Programm generiert werden, das auf Militärtechnologie für zielsuchende Raketen basiert.

Apple Maps präsentiert zahlreiche Städte in 3D-Ansicht, die der user im Flyover-Modus überfliegen kann. Auf unzähligen "Flugreisen" habe ich das urbane Amerika und viele europäische Städte erkundet und dabei "fotografiert", indem ich ausgewählte Ansichten mittels Screenshot fixierte. Je länger ich mich mit diesen Bildern beschäftigte, desto mehr Fragen tauchten auf. Wer programmierte diese Maschinen, definierte die Schwellen der Sichtbarkeit, bestimmte die Farben und schrieb die Algorithmen für dieses so malerische Spiel von Licht und Schatten? Wie verändern diese Maschinen unseren Blick auf die Welt, die wir uns neuerdings auf unseren Bildschirmen so leichthin vor Auge führen können? Und was bedeutet es, dass dabei unser Auge, maschinengestützt, „rechnet“?

Mehr Bilder und Informationen zum Projekt finden sich auf www.renderingeye.net.

Im März 2014 erscheint bei Edition Patrick Frey das Buch The Rendering Eye. Urban America Revisited mit drei Essays und rund hundert meiner Bilder.

Bis am 16. April 2014 sind im Architekturforum Zürich an der Brauerstrasse 16 in Zürich ausgewählte Prints und Projektionen zu sehen.

Alle hier gezeigten Bilder sind Werke von Regula Bochsler, sie basieren auf der Kartensoftware Apple Maps. Apple Maps ist eine eingetragene Marke von Apple, Inc.